Eine andere Meldung
Gleichzeitig
geht eine andere Meldung beinahe unter. Nämlich die, dass der HC Ajoie
vergangenen Saison einen Verlust in der Höhe von 41'700 Franken zu verzeichnen
hatte und sein Budget von 3,5 Millionen auf 2,84 Millionen senken musste. Der
Verlust resultierte wegen dem Verpassen der Playoffs. Und er wäre weit höher
ausgefallen, hätten die Spieler nicht selber bluten müssen - der Vertrag sah
anscheinend eine Kürzung des Lohnes beim Verpassen der Playoffs vor. Trotzdem:
sollten die Jurassier die Playoffs noch einmal verpassen, wäre es gar nicht
auszudenken was das für Folgen haben können. Bereits so haben die Ajoulots nur
noch ein Budget im hinteren Mittelfeld der NLB. Und das wird vorerst vermutlich
auch so bleiben. Sich um Red Ice zu sorgen ist anhand der obigen Ausführungen
daher ein wenig übertrieben. Die Anzeichen über einen Rückzug der Investoren
verstärken sich nicht. Das Auseinanderfallen der NLB hingegen wird mit solchen
Meldungen gleichwohl zusätzlich genährt. Zumindest Lösungsansätze ins Auge zu fassen, scheint daher unweigerlich ein Muss zu sein.
Zweiklassengesellschaft
Das
Problem beziehungsweise der Fluch der zweithöchsten Liga des Schweizer Eishockeys
wurde bereits nach dem Konkurs der Basler Sharks angesprochen. Bereits waren
die ersten Personen (Jean-Marie Viaccoz) mit Ideen wie einer
"Super-1.-Liga" zur Stelle. Die Liga selbst stärkte der NLB an der
Vorsaisonkonferenz den Rücken. Ligapräsident Marc Furrer möchte ein Derby
Langenthal-Olten nicht missen. Es zeigt sich aber länger wie mehr, dass die NLB
zu einer Zweiklassengesellschaft verkommt. Gleichzeitig befindet sich die NLB
zwischen Stuhl und Bank. Während seit Jahren moniert wird, dass ein Aufstieg in
die NLA für NLB-Teams kaum möglich sei und ausserdem in einem finanziellen
Abenteuer verbunden sein, beklagen die 1.-Liga-Vereine dasselbe, wenn sie in
die NLB aufsteigen möchten. Keine Vereine von unten, und in der eigenen Liga
sterben die Verein weg. Das ist wahrlich keine rosige Zukunft. Was die Zweiklassengesellschaft
anbelangt: Olten, Langnau, Langenthal, Visp und eventuell noch La
Chaux-de-Fonds stehen finanziell gesund da. Olten, Langnau und Visp haben
regelmässig höhere Zuschauerzahlen zu präsentieren, die in manchen Runden sogar
die von einigen NLA-Vereinen übertreffen (weit über 3000). Gerade einmal
Langnau und neu Olten haben längerfristig ein NL-taugliches Stadion. Die
Voyeboeuf in der Ajoie gleicht an manchen Stellen einer Wellblechhütte, das
Forum in Martigny scheint ähnlich alt zu sein wie die römischen Ausgrabungen
gleich nebenan und die Kunsteisbahn in Küsnacht ist nicht mehr als eine Trainingshalle.
Hochnäsigkeit
Der
Plan von zwei 12-er Ligen ist anhand der heute vorhandenen Fakten
unrealistischer denn je. Es fehlt schlichtweg das wirtschaftliche Potential
dazu. Zwei Zehnerligen wie im Fussball wäre die perfekte Lösung, die leider
hauptsächlich an den Ängsten der NLA-Vereine scheitert. Denn dafür müssten zwei
NLA-Vertreter in die noch immer unbeliebte NLB absteigen. In die designierte
Pleiteliga. Und dies obwohl Vereine wie Ambri regelmässig mit den Finanzen zu
kämpfen haben. Ganz abgesehen von den fehlenden NL-tauglichen Stadion
insbesondere in Genf und wiederum in Ambri. Es ist nur zu hoffen, dass die
Hochnäsigkeit für gewisse NLA-Vereine nicht zum Boomerang wird - in ein paar
Jahren könnten nämlich plötzlich nicht mehr NLB-Vereine, sondern NLA-Vereine
wegen Finanz- und Stadionproblemen in den Schlagzeilen stehen. Das scheint aber
weit weg zu sein. Das zeigt sich auch darin, dass die Langnauer trotz mässigem
sportlichem Erfolg in der zweithöchsten Liga teilweise noch immer hochnäsig über die NLB reden. Das ist
Zeugnis von der manifestierten, negativen Meinung über die NLB (zumindest in
den Vereinsführungen). Das wird kaum zu ändern sein. Wenn die perfekte Lösung
nicht möglich ist, gebe es noch die Variante einer geschlossenen NLA. Oder
einem Konstrukt mit Farmteams in der NLB. Langnau, Langenthal, Visp, Olten und
wohl auch La Chaux-de-Fonds werden da ganz sicher nicht mitmachen wollen. So
würde nämlich die eigene Identität aufgegeben, die Fans würden zwangsläufig
Abstand von den Vereinen nehmen. Die amerikanische Hockeykultur kann nicht
einfach auf die schweizerische adaptiert werden. Die GCK Lions haben nicht nur
wegen dem fehlenden Einzugsgebiet selten mehr als 200 Zuschauerinnen und
Zuschauer. Immerhin füllten die Küsnachter früher ihre Halle regelmässig.
Sturm nach vorne
Zurück
zur Aktualität: Die äusserst tiefen Zuschauerzahlen in Martigny (knapp über
600) könnten ein weiteres Indiz sein, dass sich die Investoren zurückziehen
möchten. Vielleicht liegt es auch darin, dass ein Stadionneubau nicht
voranschreitet. Der Grund sind sicher auch die Animositäten im Wallis, sich für
Fusionen auszusprechen und somit die Kräfte zu bündeln. Im 2012 entstand die Idee Red Ice und Sierre zusammen
zu führen. Unter anderem wegen heftiger Gegenwehr aus Sierre wurde davon
abgelassen. In der Schweizer Hockeykultur funktionieren solche Spiele nun mal
nicht - so wenig wie eine Farmteamliga. Egal wie kleinkarriert das ist, aber Kulturen sind nicht von heute auf morgen zu ändern (als Mini-Exkurs sei erwähnt, dass Red Bull dies mit dem Fussballclub Austria Salzburg versuchte. Neben Red Bull Salzburg existiert heute die Austria Salzburg ebenfalls (wieder): http://www.11freunde.de/video/das-fussballmaerchen-von-salzburg). Sierre ging ein Jahr später Konkurs und
versucht seither in der 2. Liga einen Neuanfang. Die Zuschauerzahlen sind teilweise
höher als vorher in der NLB (1719 gegen HC 3 Chêne). Selbst die Basler, die
sich im 1. Ligisten EHC Basel Kleinhünigen wieder gefunden haben, haben mit 983
Zuschauern zuletzt gegen den EHC Burgdorf kaum weniger Zuschauer als in der
NLB. Das Hockey ist in der Schweiz nicht auf verlorenem Posten. Nur denkt man
zu gross. Zwei Zehnerligen im Profi- beziehungsweise Halbprofibereich sind das
Maximum. Wird dies nicht angestrebt, kann es für Vereine wie Langnau, Olten,
Langenthal oder Visp eigentlich nur eines geben: den Sturm nach vorne in die
NLA - oder langfristig in einer NLB mit ungewisser Zukunft versauern. Denn geht
die NLB unter, dann werden dies mit ihr auch die bis heute erfolgreichen
NLB-Vereine tun. Eine automatische Integrierung in die NLA ist ein
Wunschdenken.
Die
aktuellen Artikel zu Red Ice:
http://www.bernerzeitung.ch/sport/hockey/Die-NLB--eine-tickende-Zeitbombe/story/18295995
http://www.bernerzeitung.ch/sport/hockey/Ich-mache-mir-Sorgen/story/26012214
Eine
weiterer interessanter Artikel zu Red Ice:
http://www.nzz.ch/aktuell/sport/eishockey/russen-statt-roemer-1.17800407
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