Dienstag, 24. März 2009

Wenn der Teufel so will,...

Dass es um die Glaubwürdigkeit der Politiker meist nicht gut steht ist nichts neues. Es aber wieder einmal so klar und deutlich, verlogen und hinterhältig zu erleben, das ist doch himmeltraurig. Wenn dabei bedacht wird, dass es sich bei diesem Politikum nicht um nationale, sondern um kommunale Wahlen handelt.

Noch nie kandidierten so viele Personen für die fünf Sitze des Oltner Stadtrats, deren 14 an der Zahl. Noch nie schien dieser Posten so beliebt zu sein. Torschlusspanik um in der Politik noch einmal etwas erreichen zu können? Der Glaube, dass ausgerechnet jetzt Einfluss gewonnen werden kann?
Der erste Wahlgang ist passé, das absolute Mehr erreicht niemand, deshalb geht es in die zweite und so gleich der K.-O. Runde. Der erste Wahlgang brachte hinterher analysiert kaum Überraschungen. Zu rational verhielt sich das Wahlvolk an der Urne, als von einer Veränderungen, einem Umschwung hätte geträumt werden können. Es liegt wohl in der Oltner Mentalität, lieber zu motzen, aber mit Bestimmtheit nichts zu verändern. Solche Parteitreue ist gut und recht, kann aber extrem verhängnisvoll sein, will die Stadt doch nachhaltig und positiv verändert werden.


Der zweite Wahlgang steht also vor der Tür. Die bürgerlichen Parteien wollen die rote Stadtratsmehrheit knacken, das war bereits im ersten Wahlgang das Ziel und dieses Vorhaben soll beibehalten werden. Die elitären Gelben gerieten nach dem ersten Wahlgang regelrecht in den Schwitzkasten, weil von ihren drei offiziellen Kandidaten gerade einmal einer ein respektables Resultat erreichte und ein Fraktionsabtrünniger weiter vorne lag, als vielen lieb war.
Also war das Ziel aller drei Bürgerlichen, die Kräfte neu zu sammeln und vereint die Roten zu sprengen. Dabei hielt sich die "Sönnelipartei" vornehm zurück und liess verlauten, die Nomination der anderen zwei Bürgerlichen, egal wie sie lauten sollte, zu unterstützen.
Dabei gab es vor allem eine, höchstens zwei Möglichkeiten. Von den Gelben konnte einer das Wählerpotenzial erreichen und ein bisschen mehr, dank dem Kürzel "bisher" in der Wahlbroschüre. Die anderen Beiden kam nicht annähernd an ihr Parteiwählerpotenzial heran und konnten damit keine Option mehr darstellen. Bei den Schwarzen war auch der Herr mit dem "bisher" der erfolgreichste, sogar so erfolgreich, dass ihm lediglich einige Stimme zum Erreichen des absoluten Mehrs fehlten. Die andere Schwarze war zwar in der Endabrechnung ziemlich abgeschlagen, hat aber auf das Wählerpotenzial hochgerechnet, von den offiziellen bürgerlichen Kandidaten mit Abstand mit dem besten Resultat abgeschnitten.
Nun ja, der gelb-rote Wilde, der überragte beinahe alles, bis auf die zwei Bisherigen Bürgerlichen. Aber der wurde dem Teufel gewünscht, einfach so aus der Fraktion zu fliehen und selbst eine Kandidatur zu starten. Auf die feine Art ginge anders.

Die elitären Gelben gaben vor den Wahlen lauthals bekannt, dass sie eine bürgerliche Mehrheit im Stadtrat haben wollten, natürlich am liebsten mit eigenen Leuten, falls dies nicht klappe aber auch mit anderen Bürgerlichen. Kaum ging es um die Nomination der Kandidaten oder Kandidatinnen, da klingte dies schon anders. Eine echte bürgerliche Mehrheit kann nur bedeuten, dass auch die FdP unter den Bürgerlichen in Überzahl ist. Also lieber mit dem Teufel einen Pakt schliessen, anstatt sich mit einem anderen weiteren Bürgerlichen die absolute Mehrheit von drei Exekutivmitgliedern zu erobern.


Facebook ist eine Seite für Communityfreaks, für Witzbolde, Wichtigtuer, Schlaumeier, Besserwisser, Leute mit einem Minderwertigkeitssyndrom, für krasse Gangster und vielen mehr. Facebook ist auch ein Ort um die eigene Meinung kund tun zu können. Und bei der gesamten Vorgeschichte, entbehrt es jeglicher Grundlage, dass ein Gruppe von einem Stadtgelben eröffnet wird, die einen vorschreiben will, wen es in den Stadtrat zu wählen gilt. Ich weiss nicht wie viele Überlegungen sich der Kreator dieser Page gemacht hat, aber offensichtlich nicht eine Menge, sonst wäre er nicht auf eine solch verunglückte Mixtur gekommen (dies natürlich immer aus der Sicht der elitären Gelben gesehen!).

Mehr Schwung und Farbe wollen die Herren. Voilà, das mit den Farben ist bekanntlich nicht so schwer, zum Glück ist auch ein Schwarzer dabei, somit werden die Grundfarben sogleich überdeckt. Das mit dem farbenfrohen Stadtrat wäre zumindest visuell bereits wieder neben der Realität gelandet.
Mehr Schwung. Da hätten aber zwei bis drei der auf der fiktiven Wahlliste stehenden Personen ausgewechselt werden müssen. Oder seit wann wird unter neuem Schwung verstanden, dass die Mehrheit weiterhin aus drei Bisherigen besteht? Einige davon haben merklich an Schwung verloren, wenn sie den überhaupt jemals hatten.
Dass der eigene Herr Stadtpräsident unterstützt wird, macht durchaus Sinn. Dass im gleichen Atemzug aber mit dem abtrünnigen Clematide von neuem Schwung und mehr Farbe gesprochen wird, ist nur lächerlich. Ein Mann der intern wohl kaum für viel Gegenliebe sorgen wird, ein Mann der die Taktik der eigenen Partei wohl nur mit einem müden Lächeln kommentieren wird, aber schliesslich soll es ihm persönlich recht sein.
Die rote Mehrheit durchbrechen und dafür eine Grüne hineinwählen. Realitätsfremder geht es seltener. Die rote Mehrheit stellt die linke Mehrheit dar, dass mit Schelbert aber eine Person links der SP gewählt werden soll und dies mit dem sozialliberalen Clematide zusammen, entbehrt jeglicher Logik und Taktik die gepredigt wird. Wo bitte schön, soll da eine echte bürgerliche Mehrheit herkommen?
Frau Rauber will man raus haben, weswegen soll der Lokführer behalten werden und nicht der Herr Minergie gewählt werden? Ammann, ein Herr mit Format, der wohl erst recht so richtig Schwung in das laue Exekutivkomitee mitbringen würde. Aber das wäre dann wohl zu viel des Guten, schliesslich soll es keine Jahrmarktsbahn werden.
Zum Abschluss wäre noch der Herr vom schwarzen Lager. Kontinuität, Zuverlässigkeit und ein im Umgang sehr liebenswürdiger Mensch sind hier wohl die Argumente. Dass damit aber ein Kopfnicker und Mitschwimmer dabei ist, das wird liebend gerne verschwiegen, rein aus Eigeninteresse. Das Volk tut mir merklich leid.

Die zukünftige Direktionsverteilung nimmt der uneigennützige Gelbe natürlich sogleich auch noch vor. Unbestritten dürfte wohl einzig das Präsidium sein, der Rest ist weniger überdacht. Dass Clematide die Bildung übernehmen soll, erscheint vernünftig, aber Wey hat sich jetzt dort doch jahrelang eingearbeitet und jetzt soll er verschwinden und eine neue "Bau"stelle übernehmen.
Im Sozialbereich sind viele der Bügerlichen mit der Arbeit, die dort getan wird, nicht zufrieden. Trotzdem soll ein und dieselbe Person weitere vier Jahre Gelder verteilen können?
Die Stadtsicherheit in Gottes Ohren. Nach den schlechten Huterfahrungen, soll es eine andere vom linken Ufer richten. Führungsqualitäten sind ihr nicht abzusprechen, aber ihr die Sicherheit überlassen dürfte für einige ziemlich teuer zu stehen kommen.



Also, bevor das nächste Mal voreilig im Worldwideweb eine solche Seite eröffnet wird, wäre es von Vorteil sich Gedanken zu machen, was eigentlich erreicht werden soll und was man sich davon wirklich verspricht. Leider geht es im Internet so schnell, dass das Hirn bei manchen Personen nicht mehr mitgehen kann. Eigentlich Schade, dass hinterher Gemeinden und mehr darunter leiden müssen.